Mobile Messmittel

Wenn ein Ereignis mit tatsächlicher oder vermuteter erhöhter Radioaktivität eintritt, hat die NAZ die Möglichkeit, je nach Ereignis und Bedarf verschiedene Messmittel ad hoc einzusetzen.

Auch bei den mobilen Messmitteln stehen der Probenahme- und Messorganisation verschiedene Messsystemen zur Verfügung.

NADAM-Mobil

Das NADAM-Mobil-Messnetz (Netz für die automatische Dosisleistungsalarmierung und -messung) ist das mobile Messnetz für Gammastrahlung und wird von der NAZ betrieben. Die 30 autarken Sonden können für die kurzfristige Verdichtung des fixen NADAM-Messnetzes verwendet werden. Die Funktionsweise sowie die Bauart der Sonden ist identisch zu denen, welche im stationären NADAM-Fix-Messnetz im Einsatz sind. Datenübermittlung und Warn- und Alarmschwellen können ad hoc je nach Einsatzart bestimmt werden.

Strahlenschutzpikett

Für das Strahlenschutzpikett wird spezialisiertes Personal aufgeboten, welches dann bei lokalen Kleinereignissen eingesetzt werden kann. Nebst Messungen der Ortsdosisleistung und Kontamination kann das Strahlenschutzpikett unter anderem auch erste Massnahmen einleiten, Quellen lokalisieren und isolieren sowie eine beratende Funktion übernehmen. Das Paul Scherrer Institut (PSI) unterhält eine Pikettorganisation, welche innerhalb von 1 h abfahrbereit ist. Das Institut de Radiophysique (IRA) und das Labor Spiez können ebenfalls aufgeboten werden.

Messwagen (Mess- und Probenahmeteam)

In der Schweiz stehen verschiedene Messwagenausrüstungen zur Verfügung, die sich bei den Kernanlagen (KKW, ZWILAG), dem Paul Scherrer Institut (PSI), der Sektion Umweltradioaktivität (URA) des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), dem Institut Radiophysique (IRA) und dem Labor Spiez (LS) befinden. Mit diesen Messwagen werden Dosisleistungsmessungen vorgenommen, Kontaminationsmessungen durchgeführt und Umweltproben erhoben. Vom Feld können die Messwagen die Resultate der Dosisleistungsmessungen automatisch in die Datenbank der NAZ übermitteln. Die NAZ setzt sie gezielt ein, um zusätzliche Messdaten aus Gebieten zu erhalten, welche von einem Ereignis betroffen sind. Für die Analyse der Proben stehen diverse Laboratorien zur Verfügung. Einige Messwagen-Organisationen (URA, IRA und LS) haben auch eine in-situ Gammaspektrometrie-Ausrüstung. Es handelt sich um mobile, tragbare Germaniumdetektoren. Sie ermöglichen es, bei einer Kontamination die Nuklidzusammensetzung (d. h. die genauen Substanzen) zu bestimmen. Diese Information ist für die weiteren Massnahmen wesentlich.

Kantonale Messunterstützung (KAMU NAZ)

Über die ganze Schweiz verteilt befinden sich 104 Messpunkte, bei welchen bei Bedarf eine Messung durch die KAMU NAZ durchzuführen ist. Die KAMU NAZ wird durch kantonale Strahlenwehren oder anderes ausgebildetes kantonales Personal sichergestellt. Sie werden im Ereignisfall von der NAZ aktiviert und messen die Ortsdosisleistung in ihrem Kanton. Damit stehen der NAZ eine Reihe zusätzlicher Messdaten zur Verfügung, welche die eigenen NADAM-Werte ergänzen. Die KAMU NAZ kann zusätzlich auch bei kurzfristig definierten Punkten Messungen durchführen, z. B. im Fall eines lokalen radiologischen Ereignisses.

Mobile Laboratorien

Der Messorganisation stehen zusätzlich zwei mobile Messlabors des Labor Spiez zur Verfügung. In diesen mobilen Laboratorien ist es möglich, Personen (Ganzkörper- und Schilddrüsenmessung) auszumessen und Proben mit dem Germaniumdetektor zu entnehmen. Es gibt zwei verschiedene Posten: einen Ganzkörperzähler und einen kleineren Detektor, die für die Schilddrüsen- oder für Probemessungen verwendet werden können. Bei den Personenmessungen geht es darum, abzuklären, ob eine Person innerlich mit Radioaktivität kontaminiert wurde. Zusätzlich sind verschiedene Handmessgeräte für die Messung der Dosisleistung sowie von Probenahmematerial verfügbar. Eines dieser mobilen Laboratorien kann auch als mobile Einsatzzentrale bzw. Probeannahmestelle für andere Mittel der Messorganisation eingesetzt werden.

Mobile Luftsammler (MobLuSa)

Die mobilen Luftsammler werden für klar terminierte Messungen der Radioaktivität in der Luft eingesetzt. Das Gerät braucht Strom und ist in der Regel bei vordefinierten Standorten im Einsatz, nämlich bei Spezial- oder kantonalen Laboratorien. Die NAZ gibt Sammelbeginn und Sammelzeit bekannt. Danach werden die zwei Filter (Aerosolfilter und Aktivkohle-Kartusche) herausgezogen und im Labor gammaspektrometrisch ausgewertet. Folgende Stellen sind im Besitz einer MobLuSa: BAG, IRA, LS, PSI, EAWAG, kantonale Labore in AG, BE, BS, GR, LU, TI und ZH.

Aero- und Bodenradiometrie

Die Aero- und die Bodenradiometrie erlauben eine lückenlose Erfassung der Radioaktivität am Boden. Mit der Aeroradiometrie verfügt die NAZ über ein Messmittel, welches eine schnelle, flächendeckende und nuklidspezifische Messung von Aktivitätsablagerungen am Boden erlaubt. Dazu wird ein hochempfindliches Messgerät in einem Helikopter installiert. In rund drei Stunden kann so eine Fläche von bis zu 100 km2 ausgemessen werden. Die Messwerte werden online verfolgt und können nach der Landung im Detail analysiert werden. In den Fahrzeugen (Bodenradiometrie) werden genau die gleiche Messtechnik und Software eingesetzt. Die Ausrüstung ist auf dem Trägerfahrzeug fest installiert und die Inbetriebnahme dauert weniger als eine halbe Stunde. Diese Messmittel werden in Zusammenarbeit mit der Luftwaffe und dem Kompetenzzentrum ABC-KAMIR in Einsatz gebracht.

ABC-Abwehrtruppen

Die ABC-Abwehrtruppen unterstützen die militärischen Einsatzverbände und die zivilen Behörden beim Nachweis von Radioaktivität sowie von biologischen und chemischen Kampfstoffen, etwa nach Terroranschlägen oder Industrieunfällen. Zudem können sie kontaminierte Personen, Fahrzeuge und Geräte dekontaminieren. Diese ABC-Abwehrtruppen sind wichtig, um die Durchhaltefähigkeit der Probenahme- und Messorganisation sicherzustellen. Zuständig für die ABC-Abwehrtruppen ist das Kompetenzzentrum ABC-KAMIR in Spiez.